Quo vadis LG?

Das Projekt LG 2025 bezeichnet einen Schulentwicklungsprozess, welcher eine grundlegende Weiterentwicklung des pädagogischen Konzepts beinhaltet und mit dem Umzug des Literargymnasiums ins Seefeld abgeschlossen wird.

Rückblick und Ausblick

“Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.”
Das Schulentwicklungsprojekt LG 2025

Der seit dem 16. Jahrhundert als Sprichwort überlieferte Hexameter trifft zurzeit in besonderem Mass auf das Literargymnasium Rämibühl zu. Im Rahmen des umfassenden Schulentwicklungsprojekts LG 2025 positionieren wir das traditionsreiche Gymnasium neu in der Zürcher Bildungslandschaft. Die Neupositionierung beinhaltet zum einen den für 2026 geplanten Umzug ins Seefeld-Quartier (Gebäude der ehemaligen Kantonsschule Riesbach und der jetzigen Kantonalen Maturitätsschule für Erwachsene), zum andern verknüpfen wir den Umzug mit dem Ziel, das LG weiterzuentwickeln und den Unterricht den Erfordernissen der Bildung im 21. Jahrhundert anzupassen.

Im Zentrum des Projekts LG 2025 stand im Schuljahr 2020/21 die Entwicklung eines neuen Leitbildes. Nebst der Leitbildentwicklung befassten sich über 40 Lehrpersonen in sechs Arbeitsgruppen mit der Neukonzeption der Unterstufe, der Mittelstufe und der Oberstufe sowie den stufenübergreifenden Themen «Digitalisierung», «Leistungsbeurteilung» und «Profil/Strategie». Die Arbeitsgruppen entwickelten Ideen und Grundlagen für die zukünftige Gestaltung der einzelnen Themenbereiche (s. Kurzberichte der Arbeitsgruppen)

Basis, Motor und Gradmesser der Schulentwicklung der kommenden Jahre bildet das im Schuljahr 2020/21 von den Schulangehörigen gemeinsam entwickelte neue Leitbild. Die Vision des zukünftigen LG wird darin in den vier Leitbegriffen «Bildung», «Balance», «Gemeinschaft» und «Offenheit» gefasst (siehe Leitbild 2021). Ab dem neuen Schuljahr werden wir die Vision Schritt für Schritt umsetzen – im Schulalltag, in den neuen Konzepten und Lehrplänen der Fachschaften, im Rahmen der pädagogischen Schulentwicklung bis hin zum Raumkonzept der neuen Schulanlage im Seefeld-Quartier. Im Zentrum der pädagogischen Schulentwicklung stehen in den kommenden Jahren die Themen «Digitalisierung», «Leistungsbeurteilung» und «Unterrichtsgefässe und -formen».  

Den erhöhten Anforderungen an die digitalen Kompetenzen begegnen wir mit der flächendeckenden, alle sechs Klassenstufen umfassenden Einführung von BYOD («Bring Your Own Device»). Sämtliche Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler werden ab dem Schuljahr 2021/22 ihr eigenes digitales Gerät im Unterricht einsetzen können. Unser Ziel ist die «digitale Mündigkeit» der uns anvertrauten jungen Menschen. Sie umfasst drei Aspekte: erstens die für die Studierfähigkeit notwendigen digitalen Kenntnisse und Fertigkeiten («digital skills»); zweitens das für den reflektierten Umgang mit digitalen Mitteln notwendige informatikspezifische Basiswissen («digital literacy») sowie die Reflexion der gesellschaftspolitischen, rechtlichen, ökonomischen, ökologischen und gesundheitlichen Dimensionen der Digitalisierung (digitale gesellschaftliche Reife); und drittens das für die bewusste Wahl zwischen digitalen und analogen Lehr- und Lernmethoden («Denken und Handeln in Alternativen») grundlegende didaktisch-methodische Repertoire.

Weitere Akzente setzen wir in Zukunft im Bereich der Leistungsbeurteilung sowie der Unterrichtsgefässe und Unterrichtsformen. Bei der Leistungsbeurteilung geht es darum, das Repertoire um formative und prozessorientierte Formen zu erweitern. Damit werden wir zum einen dem im Leitbild beschriebenen erweiterten Bildungs- und Leistungsbegriff gerecht, zum andern streben wir damit eine bessere Balance zwischen Leistungsorientierung und Entschleunigung (lat. «negotium» und «otium») sowie zwischen individuellem und kooperativem Lernen an.

Der Entschleunigung, Fokussierung und Vertiefung dienen auch die bereits zum Teil in Form der LG-Tage und -Wochen vorhandenen besonderen Unterrichtsgefässe, die wir, gestützt auf die Ergebnisse der im Kollegium 2020/21 durchgeführten Vernehmlassungen, im zukünftigen pädagogischen Konzept verstärken werden. Dabei wird es von der ersten bis sechsten Klasse eine Entwicklung hin zu offeneren Unterrichtsformen, interdisziplinär und ausserschulisch vernetzten Unterrichtsgefässen sowie selbstgesteuertem Unterricht geben.

In den Schuljahren 2021/22 bis 2022/23 werden wir nach den Rahmenvorgaben des kantonalen Projekts «Gymnasium 2022» das Konzept und die Lehrpläne für das Untergymnasium entwickeln, nach welchem ab Schuljahr 2023/24 die ersten Klassen unterrichtet werden. Ausgehend von den Rahmenvorgaben des eidgenössischen Projektes «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» entwickeln wir anschliessend in den Schuljahren 2023/24 bis 2024/25 das Konzept und die Lehrpläne für die gymnasiale Oberstufe, nach welchen die 3. Klassen ab dem Schuljahr 2025/26 unterrichtet werden.  

Mit dem neuen Leitbild und den Schlussberichten der Arbeitsgruppen haben wir im Schuljahr 2020/21 eine hervorragende Ausgangsbasis für die Zukunft des Literargymnasiums Rämibühl geschaffen. Ab Schuljahr 2021/22 wird die Vision konkrete Realität!

 

Markus Lüdin
Rektor

Zukunftswerkstatt 2020

Zwischenstandsberichte der Arbeitsgruppen

Arbeitsgruppe Unterstufe

Die AG Unterstufe arbeitete – auf der Grundlage der Rahmenbedingungen, welche vom kantonalen Projekt Gymnasium 2022 vorgegebenen wurden – an den Themenschwerpunkten Unterstützungsangebote, Lernstrategien und Gesundheit. Neue Gefässe sollen den Übertritt ans Untergymnasium erleichtern, die Chancengerechtigkeit verbessern, eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Thema Lernstrategien ermöglichen sowie das Thema Gesundheit stärker im Schulalltag verankern.

Christoph Schneider

 

Arbeitsgruppe Mittelstufe

Wir, d.h. Tiziana Carraro, Margareta Debrunner, Conradin Beeli, Philipp Müller, Paul Rauber und Urs Heiniger nahmen uns in unserer Arbeitsgruppe Themen an, die mit dem Fächerangebot, dem Unterrichtsmodellen (SOL, Vertiefungswochen, Sonderformen wie lg-Wochen und lg-Tagen) verbunden sind. Fragen, welche wir diskutierten, waren: Wie und wann sollen an unserer Schule Wirtschaft und Recht unterrichtet werden? Welche Rolle spielt in einem künftigen LG die humanistische Tradition, die (halb-)klassische Bildung, die unsere SchülerInnen aus dem Untergymnasium mitbringen? Wie nehmen wir moderne Herausforderung wie Informatik, Bildung für nachhaltige Entwicklung auf? Wie könnte ein Jahresprogramm, ein Wochenstundenplan zukünftiger lg-Schülerinnen und Schüler aussehen – was wird in Zukunft weiterhin im 45-Minuten-Rhythmus unterrichtet, was im Selbstlernstudium, kleineren Arbeitsgruppen, fächerübergreifend, in Sonderformen erarbeitet?

Natürlich konnten wir zu diesen grossen und spannenden Fragen nur hie und da etwas Handfestes an Vorschlägen liefern – aber wir reichen dieses wenige doch stolz an das neue Projektteam und die Projektleitung LG 2025 weiter. Besonders gerne blicken wir auf eine unserer Meinung nach ertragreiche Koordinationssitzung mit der AG Oberstufe zurück, wo wir mit Hilfe des Stundenplanordners Patric Wenger (Mitglied der AG Digitalisierung) konkrete mögliche Unterrichtsmodelle erarbeiteten.

Urs Heiniger

 

Arbeitsgruppe Oberstufe

Die Arbeitsgruppe Oberstufe hat sich im vergangenen Jahr in Kooperation mit den anderen Arbeitsgruppen mit dem Fächerangebot und möglichen Unterrichtsmodellen, mit Sonderformen und Kooperationen mit externen Institutionen beschäftigt.

Zum Fächerangebot wurden unter anderem verschiedenste Ideen zu interdisziplinären Fächern zusammengetragen; interdisziplinäre Gefässe liessen sich z.B. in Sondertagen und Sonderwochen schaffen, aber auch in einzelnen Fächern im Regelunterricht. In Bezug auf den Unterricht war ein arbeitsgruppenübergreifendes Ziel, den Unterricht in den oberen Klassen zu öffnen, den Schülerinnen und Schülern mehr Eigenverantwortung für ihr Lernen zu geben und ­– wo möglich – Wahlmöglichkeiten zu schaffen.

In mehreren Treffen haben wir viele Ideen zusammengetragen, von Projekthalbtagen über individuelle gecoachte Lernzeit bis zu Phasenunterricht. Wir haben über Vor- und Nachteile der Ideen im Unterricht der verschiedenen Fächer diskutiert und eine Umfrage dazu bei den einzelnen Fachschaften durchgeführt, um eine Rückmeldung dazu einzuholen.

Da das LG nah bei verschiedenen Instituten von Universität und ETH liegt, und ausserdem viele Museen und das Schauspielhaus nicht weit entfernt sind, haben wir überlegt, wie die Schule von dieser Nähe profitieren könnte.

Wir sind gespannt darauf, wie sich dieses Projekt in den nächsten Jahren weiter entwickeln wird!

Anja Nickel

 

Arbeitsgruppe Digitaler Wandel

Die Arbeitsgruppe Digitaler Wandel erarbeitet ein überfachliches Konzept, dessen zentrale Punkte die digitale Mündigkeit/Studierfähigkeit, die Förderung des 4K-Modells (Kommunikation, Kollaboration, Kreativität, kritisches Denken), die Unterrichtsmodule und -formen (in denen diese Fähigkeiten erreicht und gefördert werden), die Weiterbildung aller Beteiligten und eine bewusste Balance zwischen digitalem und analogem Lernen mit Einbezug der Infrastruktur sind.

Es sind Unterrichtsmodelle entstanden, welche überfachliche ICT- und Medienkompetenzen gezielt fördern, gesellschaftliche Dimensionen der digitalen Entwicklung beleuchten und dazu anregen, die digitalen Möglichkeiten gezielt einzusetzen.
Ausserdem sind Vorschläge entwickelt worden, bei denen die Infrastruktur, die Raumnutzung und die Mediothek für die momentanen und zukünftigen Herausforderungen im Zentrum stehen.

Andrea Pfrunder

 

Arbeitsgruppe Leistungsbeurteilung

Die Arbeitsgruppe Leistungsbeurteilung hat sich im vergangenen Jahr mit unterschiedlichen Bereichen des thematischen Spektrums auseinandergesetzt. Einerseits ging es um die Evaluierung von Daten aus unterschiedlichen schulinternen Erhebungen, andererseits darum, auf deren Grundlage neue Ideen zu entwicklen, um den Bereich Leistungsbeurteilung neu aufzustellen.

Es bildeten sich drei Felder heraus, auf welche sich die Arbeitsgruppe konzentrieren sollte:

  • Chancengleichheit (Tutorate, Stützgefässe, individuelle Lernformen, gemeinsames Prüfen)
  • Erweiterung der Leistungsbeurteilungsformen (formative Beurteilung, prozessorientierte Noten, Reduktion der Leistungsüberprüfungen)
  • Leistungsdruck (Jahrespromotion, Reduktion der Prüfungen)

In allen Bereichen wurden im Laufe des Schuljahres einzelne Projekte soweit entwickelt, dass sie dem Gesamtkonvent bereits vorgelegt und verabschiedet werden konnten, andere werden per neuem Schuljahr dem neu formierten Projektteam zur weiteren Bearbeitung übergeben.

David Diehl

 

Arbeitsgruppe Profil und Strategie

Die Arbeitsgruppe Strategie/Profil traf sich im Schuljahr 2020/21 zu fünf Sitzungen. Sie besprach dabei die folgenden Themen:

  • Soll am LG ein Grundlagenfach Philosophie eingeführt werden?
  • Soll das LG für Kurzgymnasiastinnen und -gymnasiasten geöffnet werden?
  • Soll am LG ein zweijähriges Ergänzungsfach eingeführt werden?
  • Soll im IB-Lehrgang zusätzlich das Profil Biologie und Chemie angeboten werden?
  • Sollen in Zukunft nebst den alt- und neusprachlichen Profilen weitere Profile angeboten werden?
  • Wie könnten die Synergien zwischen dem IB-Lehrgang und dem Maturalehrgang verstärkt werden?
  • Wie kann der IB-Lehrgang, dessen Anmeldezahlen in den letzten Jahren rückläufig sind, wieder attraktiver gestaltet werden?

Vom Konvent nicht befürwortet wurde die Einführung des Grundlagenfachs Philosophie. Vom Kollegium befürwortet wurde die Öffnung des LG für Sekundarschülerinnen und -schüler bzw. Kurzgymnasiastinnen und -gymnasiasten.

Zwischen dem IB-Lehrgang und dem Maturitätslehrgang besteht ein grosses Synergiepotenzial. Dieses betrifft die «Core Elemente» des IB-Lehrgangs, die «international mindedness» des IB-Lehrgangs, die Rolle der Lehrperson. Besprochen wurden auch Ansätze zur Attraktivitätssteigerung des IB-Lehrgangs (Entlastungsmöglichkeiten der IB-Klassen, Schüleraustauschangebote etc.). 

Für den Entscheid betreffend die Einführung weiterer Profile und des zweijährigen Ergänzungsfachs müssen wir die im Kalenderjahr 2023 zu erwartenden Vorgaben des eidgenössischen Projekts «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» abwarten.

Markus Lüdin