Matura 2021

Mit den Maturitätsprüfungen im Juni haben die Schülerinnen und Schüler aus fünf Klassen ihre Ausbildung am LG abgeschlossen.

Ergebnisse

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Maturitätszeugnisse
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IB-Diplome

Mit der Übergabe der Maturitätszeugnisse wurden 94 Schülerinnen und Schüler vom LG verabschiedet. 22 Kandidatinnen und Kandidaten absolvierten einen Doppelabschluss mit der Matura und dem International Baccalaureate IB.

Viele Maturanden haben ihre Mittelschulzeit mit Bravour abgeschlossen, einzelne mit hervorragenden Ergebnissen:

Laura Spormann (6d) erreichte den sagenhaften Notenschnitt von 5.85

Auch bei den Abschlüssen des International Baccalaureate wurden hervorragende Resultate erzielt.

Maturfeier

Die Maturfeier fand am 5. und 6. Juli pandemiebedingt in zwei Durchgängen in der Aula Rämibühl statt. Ein festliches Programm mit musikalischen Beiträgen von Orchester, LG-Band, Solistinnen und Solisten rahmte den Anlass würdig ein. Zu den anwesenden Maturanden und Maturandinnen, Angehörigen, Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Gästen sprachen der Rektor des Literargymnasiums, Markus Lüdin, und die Autorin Katja Brunner.

Begrüssung von Markus Lüdin
Rede von Katja Brunner
Begrüssung von Markus Lüdin

Liebe Maturandinnen und Maturanden
Geschätzte Eltern, Verwandte und Freunde
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Sehr geehrte Gäste

 

Im Namen des Kollegiums heisse ich Sie herzlich willkommen zur Maturafeier des Literargymnasiums Rämibühl. Wir freuen uns, dass Sie zu uns gekommen sind, um diesen einmaligen Moment im Leben unserer Maturandinnen und Maturanden mit uns zu feiern und ihnen zur bestandenen Maturitätsprüfung zu gratulieren!

Ich danke dem Orchester Rämibühl unter der Leitung von Claudio Danuser für den Auftakt mit der Annen-Polka von Johann Strauss Sohn. Viele, viele Monate mussten unsere musikalischen Ensembles coronabedingt auf das gemeinsame Musizieren verzichten, und noch vor ein paar Wochen wussten wir nicht, ob das Orchester die Maturfeier eröffnen kann. Nun hat es endlich wieder live auftreten können. Ein Schritt zurück von der durch Simonetta Sommaruga so betitelten «neuen Normalität» zu unserem Leben in der Zeit vor Corona. Liebe Orchesterleute, eure Musik freut uns sehr und macht Lust auf mehr!

 

Heute ist ein Freudentag: Sämtliche 94 Kandidatinnen und Kandidaten haben die diesjährigen Maturprüfungen bestanden! Diese Tatsache erfüllt mich und das ganze LG-Team mit grosser Freude und Genugtuung. Vor dem Hintergrund der letzten eineinhalb Jahre berührt es mich besonders.

Liebe Maturandinnen und Maturanden, in den letzten drei Semestern sind Sie an Ihre Grenzen geführt worden. Sie haben die eigenen Grenzen überwinden und über sich hinauswachsen müssen. Sie haben auf vieles verzichten müssen, nicht zuletzt auf das unbeschwerte Zusammensein mit Ihren Freundinnen und Freunden. Sie haben sich immer wieder auf eine neue Unterrichtsorganisation einstellen und Ihr Lernen umstellen müssen.  Einige von Ihnen sind schulisch und persönlich ins Strudeln geraten. Aber: Sie alle haben es geschafft! Gemeinsam, dank Ihrer persönlichen Widerstandskraft und dank Ihres Teamgeists, haben Sie den coronabedingten Widrigkeiten getrotzt und das grosse Ziel erreicht, in das Sie sechs Jahre investiert haben. Ich freue mich sehr für Sie und gratuliere Ihnen von Herzen zu Ihrem Maturitätsausweis und der darin verbürgten Hochschulreife! Sie dürfen stolz auf sich sein!

Nun gilt es, den Moment zu feiern, Abschied zu nehmen und zu neuen Ufern aufzubrechen.

 

Franz Kafka: Der Aufbruch

Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeute. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: "Wohin reitest du, Herr?" "Ich weiß es nicht", sagte ich, "nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen." "Du kennst also dein Ziel?" fragte er. "Ja", antwortete ich, "ich sagte es doch: »Weg-von-hier«, das ist mein Ziel." "Du hast keinen Essvorrat mit", sagte er. "Ich brauche keinen", sagte ich, "die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise."
 

Liebe Maturandinnen und Maturanden, auch Sie brechen zu einer neuen Reise auf. Auch Sie müssen die Vorkehrungen dazu selber treffen. Auch Sie wissen nicht, was auf Sie zukommt. Was Sie aber mitnehmen können, ist Ihr Selbstvertrauen. Das Vertrauen in all das, was Sie in den letzten sechs Jahren geleistet, was sie erlebt und was Sie an Wissen und Fähigkeiten erworben haben. Das Vertrauen in den Menschen, der Sie in den letzten sechs Jahren geworden sind. Haben Sie also keine Angst davor aufzubrechen: Sie haben sich – nicht zuletzt in den vergangenen drei Semestern und bei den Maturitätsprüfungen – selbst bewiesen, dass Sie für die Weiterreise gerüstet sind.  

 

Wohin führt die Reise? Kafkas Erzähler definiert sein Reiseziel nicht im üblichen Sinne als Ort, an welchen er gelangen will, sondern bloss als Reisemotiv: Er will weiter: „Weg-von-hier“. Er weiss nicht, wohin ihn die Reise führen wird, sondern nur, dass er weg vom Hier und Jetzt muss, dass er sich auf den Weg machen, sich weiterbewegen muss. Die einzige Gewissheit, die der Erzähler in sich trägt, ist die absolute Notwendigkeit des Weggehens. Er sagt deshalb, dass er sein Ziel „nur erreichen kann“, wenn er „immerfort weg von hier“ geht. 

Der Drang „weg von hier“ zu gehen, ist nach sechs Jahren am LG wohl auch für Sie spürbar. In den letzten Wochen und Monaten hat einige unter Ihnen wohl aber auch die Ungewissheit beschlichen, wohin die nächste Reiseetappe führt. Bei dem Gedanken, einander nicht mehr täglich zu sehen und nie mehr eine gemeinsame Unterrichtsstunde zu erleben, ist beim einen oder der andern vielleicht sogar etwas Wehmut aufgekommen. – Nostalgie und Wehmut in Ihrem Alter? Kraft meines Amtes befehle ich Ihnen trotz allfälliger Wehmutsattacken und fehlender Gewissheiten wegzugehen, denn Ihr Reiseziel erreichen Sie nicht, wenn Sie am LG bleiben. Sie erreichen es nur, wenn Ihnen – wie Kafkas Erzähler – bewusst wird, dass es im Leben immer wieder darum geht weiterzugehen. So wie Kafkas Erzähler müssen auch wir „immerfort weiter“ und immer wieder „weg von hier“, um weiterwachsen und uns weiterentwickeln zu können.

 

Der Erzähler in Kafkas Parabel weiss, dass er alleine aufbrechen muss. Der Diener versteht ihn nicht, und er hört auch nicht die Trompete, die der Erzähler in der Ferne wahrnimmt. Der Erzähler weiss aber auch, dass er die Reise nicht aus eigener Kraft bestehen wird. Die Reise ist zu lang, kein Essvorrat würde dafür reichen. Er hofft deshalb auf Nahrung, die er unterwegs bekommt.

Auch Sie werden alleine zu Ihrer Reise aufbrechen. Ihre Eltern werden Ihnen nicht mehr den Weg sagen, wohin Sie reisen sollen; die Lehrpersonen des LG werden nicht mehr an Ihrer Seite sein und Sie mit geistiger Nahrung (über-)füttern. Für Ihre Wegzehrung sorgen neue Beziehungen und die Reiseerfahrungen selbst.

Nein, Sie werden andere Menschen finden, andere Menschen werden für Sie da sein, um mit Ihnen zu gehen und Sie zu begleiten. Und Sie werden neue Erfahrungen machen, die Sie erfüllen.

 

Kafkas Erzähler weiss weder, wohin ihn die Reise führen, noch, was ihn während der Reise genau erwartet, noch, wie lange diese dauert. Kein Wunder spricht er von einer „wahrhaft ungeheuren Reise“, die ihm bevorsteht! Vor diesem Hintergrund erstaunt umso mehr, dass er in der Schlussaussage sagt: „Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise“. Es scheint fast, als ob für ihn gerade die Kombination der Ungewissheit der Reise mit deren Unausweichlichkeit den besonderen Reiz ausmacht. Offensichtlich würde ihn die Reise weniger reizen, wenn sie einfacher wäre, wenn deren Verlauf und Ausgang voraussehbar wären.

Wie wir alle kennen auch Sie das Ziel Ihrer eigenen „wahrhaft ungeheuren“ Bildungs- und Lebensreise nicht, und auch Sie wissen nicht, ob Sie es je erreichen. Doch wie bei Kafka ist es gerade die Ungewissheit und Offenheit, die den Reiz Ihrer Lebensreise ausmacht. Entscheidend ist nicht die Kenntnis des Ziels, entscheidend sind unsere Einsicht in die Notwendigkeit des Aufbruchs und unsere Offenheit für den Verlauf der Reise.  

 

Liebe „frischgereifte“ Maturanden und Maturandinnen,

Als «maturae» und «maturi» sind Sie reif für den Aufbruch zu Ihrer persönlichen «wahrhaft ungeheuren Reise». Nach sechs Jahren Inkubationszeit in der wohlbehüteten LG-Welt ist es Zeit, die Pferde zu satteln, die Flügel auszubreiten und neue Welten kennen zu lernen.

Packen Sie Ihre Reise mit Selbstvertrauen, Neugierde und Vorfreude an. Gestalten Sie die Lebensrealität – nicht nur die eigene, auch diejenige der Gesellschaft. Bringen Sie Ihr breites Wissen und Ihre vielfältigen Kompetenzen dabei ein! Werfen Sie aber auch Ihre Ideale, Ihr Herz, Ihren Mut und Ihre Kraft in die Waagschale! Nehmen Sie Ihren Lebensweg entschlossen und ohne Wenn und Aber in Angriff – mit all den unerwarteten, wundervollen und schwierigen Erfahrungen, die er für Sie bereithält! Wir drücken Ihnen dafür beide Daumen.

 

Zürich, 5./6. Juli 2021.

Markus Lüdin
Rektor

Rede von Katja Brunner

VON BIOFIKTIONEN, WEICHEN BETTEN UND PLANUNGSUNSICHERHEITEN

 

"Das Einzige, was Kunst kann, ist Sehnsucht wecken nach einem anderen Zustand der Welt – und diese Sehnsucht ist revolutionär."

Heiner Müller geklaut von Jean Genet

 

Liebe Maturae und Maturi! Liebe durch den Regen in Sonnenschein der Mündigkeit Gegangene! Liebe beinahe Bescheinigte! Liebe in mehr Selbstverantwortung Entlassene! Liebe dem zarten Würgegriff der Bevormundung Entronnene! 

Jetzt würde ich gerne über die Bedeutung sprechen.

Die Bedeutung ihrer Ausbildung, Grundlagen zu kritischem Denken, eine schöne Kulturpraxis, kritisches Denken, die Bedeutung ihrer Ausbildung: Diesen Schritt, den Sie gemacht haben, indem Sie gelernt haben – fleissig und viel und aktiv, oder faul und unviel und passiv –, in dem Sie vielleicht begabt waren, unterstützende Eltern hatten oder Geschwister oder – hm – nichts dergleichen und sich vieles in Eigenständigkeit, Selbstverantwortung, Chancenungleichheit erarbeitet haben. 

Falls dies auf Sie zutreffen sollte, gratuliere ich Ihnen heute doppelt und dreifach.  

Dennoch würde ich gerne über die Bedeutung sprechen; die Bedeutung dieser Ausbildung, die Sie jetzt mit dem Meilenstein namens Maturität im Sack, auf Tasche haben.  

Ich würde darüber sprechen, wie viel Zeit bereits vergangen ist, seit Sie sich vom kleinen Zellklumpen zu einem veritabel ausgewachsenen Menschen mit Eigensinn und -heiten entwickelt haben. Ich würde etwas kitschig werden, weil es Spass macht und zum Anlass gehört und wie Sie nun also junge Erwachsene sind.  

Und so würde ich darüber sprechen, was für ein grosser Schritt dieser Schritt ist, eigentlich kein Schritt, sondern ein Sprung, der die sechs hinter ihnen liegenden Jahre mit einem Schlussstrich in Notenzahl darstellt. 

Und wie ich hoffe, dass Sie ein schönes Fest erwartet, aufgeregtes Beglückwünschen, erleichternde Abschiede von den ungeliebten Mitschüler*innen und umso grössere und schwelgererische Versprechen von Weiterführung der Freundschaften, Rückberufungen auf bestimmte Freundschaftsbande, die Sie die letzten Jahre geprägt haben, getragen haben, gefreut, motiviert.  

Ich würde darüber sprechen wie viele Arten von Wissen Sie sich bereits angeeignet haben – sinnvoll sinnloses Wissen, praktisches Wissen, bewusst unbewusstes Wissen –, was Mitose ist, wie man den Ablativ von irgendwas bildet, warum Napoleon auf St. Helena lebte, was Paarhufer sind, was passiert, wenn man in den Chitinpanzer – also eigentlich zwischen die Panzerplatten – einer Kakerlake Ammoniak spritzt; wenn Sie bei Frau Nickel im Biologieunterricht waren, so mich nicht alles täuscht, kennen Sie das.  

SPOILER ALERT: SIE STIRBT. Wenn auch kläglich, gemächlich. 

Ich würde darüber sprechen, wie viele Arten von Wissen Sie sich angeeignet haben, Ihnen zugetragen wurde: z.B. dass wir Shakespeare noch nicht überwunden haben, nach so vielen Jahrhunderten nicht, und Max Frisch leider nur zu Teilen, Kafka noch nicht einmal anfänglich, dass der Holocaust sich in dermassen vielen Formen in die Literaturen des 20. Jahrhunderts und des 21. eingeschrieben hat, sie überhaupt so geformt hat, dass er also nicht bloss ein popkulturell aufblasbares Phänomen aus Gesicht mit Schnauzer ist und einer hysterisch-energischen Art Befehle zu bellen, sondern epigenetisch und literaturepigenetisch enthalten in unserem Jetzt. 

Wie die 60er bei Tito waren und was Sozialismus können könnte, ich würde darüber sprechen, dass Sie sich ein Wissen angeeignet haben, das mit der Zeit weiter wächst, dass der Boden ihres Wissens jetzt furchtbar fruchtbar ist: Wie sich Freundschaften verdichten, was eine erste oder zweite Liebe können könnte, sein könnte, und ob man sich schon die dritte wünscht, vielleicht was allein sein ist zu Teilen oder unverstanden sein, welche Farbe es hat, vielleicht blau, coelinblau, mein Lieblingsblau früher bei Herrn Mischler im 6. Stock, wie schnell Gruppendynamiken festgelegt sind und wie gerne sie dann bleiben, hartnäckige Zeitgenossinnen, FORMING, NORMING, STORMING, PERFORMING.  

Ich würde darüber sprechen, wie Ihre Bildung hochgradig ist und zukunftsweisend, diese bisherige Ausbildung – für Uni, Fachhochschule, Praktika hier und dort, was weiss ich. Ich würde darüber sprechen, dass Zeit auch ein Wissen ist, flüchtig böses Wissen, dass das somnambule Kennen von Pflastersteinen da draussen, den flächigen Treppen hier draussen, das architektonisch vermittelte Überschätzen von Tageslicht, dass dies alles auch eine Art von Wissen ist: Der raue Teppichboden im LG wie flach getretenes Haar, die Riege der Menschen in der morgendlichen Tram, die man irgendwann kennt, das 7 Uhr 26 Tram ab Klusplatz vielleicht, die gleichen Gesichter – die eine schminkt sich immer nach, auf ihre Weise fröhlich pedantisch und die andere kaut morgenmissmutig einen Apfel, als wäre jeder Tag gekommen, um der gleiche zu werden.  

Dass die Tonfälle, die Zurufe, die verschwörerischen Blicke im Unterricht auch eine Art Wissen sind, vielleicht künden davon, dass gemeinsam bestimmte Situationen erträglicher werden, gewitzter, lustiger, schlicht kurzweiliger, im wenigst brisanten Fall. Ich würde darüber sprechen, dass ich – obschon mir das kaum zusteht – irgend stolz auf Sie bin, dass Sie sich durch diese coronageformten Monate durchgekämpft haben, am Ball geblieben sind, um vom Boden zum Rasen zur aktuell nicht überzubenutzenden Fussballmetaphorik zu kommen, dass Sie eben am Ball geblieben sind. Ich würde darüber sprechen, dass ich es erstaunlich finde und gross und mutig, dass Sie alle diese Maturität heute erhalten, bestanden haben, das wird Bestand haben. Und ich würde darüber sprechen, dass Sie also hiermit mehr hinbekommen haben, als von Ihnen hätte erwartet werden können, dass Sie also den Einzug ins persönliche Viertelfinale ganz klar getan haben. Und zu Fussball und dem Nationalismenbrimborium, das jeweils sogar Fussballdesinteressierte wie mich zu EMs und WMs erreicht: NIEDER MIT DEN GATEKEEPERN DER SWISSNESS. Sascha Ruefer z.B., die Schweizer Stimme des Fussballs, geh bitte. Der meint diese «Schweiz» erfunden zu haben und sie einstweilen vollständig zu vertreten; aber HALLO UND NOCHMAL HALLO: Über 40 % der in diesem Land Lebenden und ARBEITENDEN – da habt ihr's – ARBEIT, DIE HEILIGE KUH – Menschen sind Migrierte!  

Das Natikader ist also genau repräsentativ für wer hier die Arbeit leistet, normalerweise halt ungesehen infrastrukturell.  

Ich würde leicht überheblich vielleicht und vor allem auch altklug darüber sprechen, dass ich mich gut erinnern kann an diese Zeit damals, hier, am Rämibühl, an die napolitanisch stämmige Putzkraft, die mir Mut zusprach, weil ich oft – viel zu oft – die Schulstunden sanktionshalber auf dem Flur verbringen musste, dass sie klein war, diese Frau, und etwas Feines hatte, (aber) eine überraschend raue doch warme Stimme im kleinen sehnigen Körper und wirklich Schwielen an den Händen und dass sie besorgt auf mich zusteuerte: Meitli, es ist schwierig, die Schule zu schaffen, mit so viel Zeit auf dem Flur. Ich solle aufpassen, bitte. Dass sie dann die Putzhandschuhe wieder anzog und ich mich nie bedankt habe, für den Ratschlag nicht, für die Sorge nicht, die sie einer fremden, komplett fremden Person einfach so entgegenbrachte.  

Ich würde weiter sagen, dass mir viele Erinnerungen hyperplastisch geblieben sind, die Glastüren zur Mensa, das scheppernde fast gefährliche Geräusch, wenn sie zuschlugen, das Muster im Beton an den Wänden, mit Höhlen wie Astlöcher, die Negative von Astlöchern, das Zirpen der Grillen in der Aula. Und apropos Aula (hier verbrachte ich immens viele Stunden): Eines Tages entdeckten eine Mit-AGlerin und ich einen geheimen Raum, da oben im Bühnenboden. Er wurde ein Rückzugsort, wie viele Hörspiele wir dort gehört haben, sitzend und alleine, zusammen allein im Geschützten, um danach nochmal viel lauter und wacher rauszugehen in Welt & Zeit mit den anderen.  

Und am Anfang, die ersten Jahre nach meiner Maturität, fragte ich mich nie – wirklich gar nie – wie es dort weiterging, wie es den Lehrkräften ging, wie es den Putzkräften ging, dem Hausabwart, es war mir noch kaum bewusst, dass sie ein eigenes Leben hatten, Sorgen darin und Freuden, dass Sie verunsicherbar, betrübbar, stark (vielleicht) und den Geschehnissen und Gesetzen des Existierens genauso unterstellt/unterlegen waren wie alle anderen auch.
 

"Das Einzige, was Kunst kann, ist Sehnsucht wecken nach einem anderen Zustand der Welt – und diese Sehnsucht ist revolutionär."

Heiner Müller geklaut von Jean Genet
 

Ich würde also leicht überheblich vielleicht und tendenziell altklug darüber sprechen, dass sich der wahre Wert Ihrer humanistisch gefärbten hier erhaltenen Grundausbildung, die kritisches Denken befördert, erst mit den Jahren zeigen würde, dass Sie erst nach und nach realisieren werden, welches Wissen ihnen hier gegeben wurde, in welch privilegiertem Setting vor allem, der Traum der sozialen Mobilität bleibt wahrscheinlich ein Traum. Der französische Philosoph Pierre Bourdieu sprach von den „feinen Unterschieden“, die kaum erlernen kann, wer sie nicht als Erbe zugeteilt bekommen hat. 

Ich würde darüber reden, dass ich bis heute die Geburtstage von fast allen meinen Klassenmitgliedern auswendig kenne, obwohl ich mehr als die Hälfte nicht mehr sehe, dass ich noch weiss wie sie rochen, mit welcher Haltung sie sich durch Räume bewegten, welcher Art ihre Interessen waren, wie das Verhältnis zu den Eltern, was sie wann durften und was nicht – fast eine Art geschwisterlicher Nähe also, sich kennen in diversen Temperaturen, inneren wie äusseren Wetterlagen –, und dass es später nicht mehr so wieder und zwar wirklich nie wieder so diesen einen Ort geben würde, an welchem ich Menschen in einer kollegial-geschwisterlichen Kontinuität so gut kannte, tagein tagaus, und dabei Entwicklung mitbekommen, schlenkernde Arme, Stimmbrüche, erste Erfahrungen aller Art, noch relativ, ohne repräsentativ sein zu müssen. 

Einen Ort, an welchem ich Tische und ihre Dellen so auswendig kennen würde, die Sticker in den Spinds, die Haarstylingtricks, die Lieblingskaugummis, die von der Zumutung von Uhrzeit noch gedämpfte Aufregung am Montagmorgen, um vom Wochenende zu erzählen.  

Und wenig erstaunlich: Es blieb damals keine Leerstelle, das Leben mit mehr und anderen Freiheit und Versprechen und Verheissungen drängte sich wirklich fiebrig und lärmend in alle Ritzen, die je hätten leer werden können.

 

VON DEN BETTEN: EIN BETT IST EIN BETT IST KEIN BETT 

Und so viel haben wir geträumt. Und so viel haben wir gewollt. Und so weich waren wir (ein)gebettet.  

Und ich würde darüber sprechen, dass mir damals nicht wirklich bewusst war, wie sehr wir eingebettet gewesen waren. Und dass die Betten, aus denen wir kamen, allesamt auch wieder verschieden waren, wenn auch einige grosse Ähnlichkeit aufwiesen: Natürlich ist das Einzugsgebiet hier geografisch betrachtet ein eher prosperes, aber dass es dennoch die feinen Unterschiede gab und gibt, dass ihnen kaum Anerkennung geschenkt wurde.  

Selbstverständlichkeit von Ferien auf den Seychellen ist nicht die Selbstverständlichkeit von Ferien auf dem Campingplatz in Mendrisio  – EIFACH NÖD. 

Bevor ich darüber spreche, was ich zu ihnen sagen würde, wenn es keinen Konjunktiv gebe, diese tiefstschweizerische Ausdrucksform, die immer Teilhabe suggeriert, suggeriert, suggeriert. VOM WÜRDEN ZUM TUN.
 

Gleichzeitig denke ich: Oh je, oh Mensch  

menno, Mensch, Mensch  

oh weh, es ist keine Befriedung in Sicht.  

Einfach nicht.  

Es wird vermutlich noch anstrengender/prekärer/unsicherer werden, wenn z.B. das Wasser knapp wird. Oder die Menschen in ihren Wohnungen frieren oder schwitzen, weil ein KI-betriebenes, smartes Thermostat ihre Wohnungen reguliert, aber – vielleicht gibt es dann auch bald keine Wohnungen mehr, sondern nur noch Anlageobjekte für Hedgefonds. 

Und dagegen ist das Beweinen des Verschwindens des Kanons, des Auflösens verbindlicher Leselisten, die ein bürgerliches Selbstverständnis formten, völlig obsolet. Eine interessante Verunsicherung, ja oder nein: Gerade noch war das Abschaffen des Kanons ein progressives Projekt, weil er als elitäre weisse heteronormative Hegemonialmacht die Formulierung marginalisierter Gruppen verhinderte und jetzt kommt schon das nostalgische Zücken der GESAMMELTEN WERKE von Goethe und Kollegas. Wie auch immer, auch da im Sektor VERSTÄRKTE ATOMISIERUNG UNSERER GESELLSCHAFT wird es spannend bleiben und *** keine Befriedung am Horizont daherreitend. Zumindest ich kann sie nicht sehen. Aber vielleicht sitzt sie ja vor mir. In Form von Ihnen? Und Sie können sie sehen. 

Aber jetzt  

Zurück zum Chitinpanzer der Kakerlaken, der radioaktive Strahlen gelassen abwehrt:  

DINGE, DIE ICH IHNEN WÜNSCHE 

FÜR JETZT, SPÄTER, IHRE WEGE 

UM-  UND ABWEGE, ÜBERWEGE, DRÜBERWEGE 

 

EINE LISTE DER DINGE, DIE ICH IHNEN WÜNSCHE
 

1 BITTE VERGESSEN SIE NICHT, DASS SIE IMMER MEHR KRAFT, NOCH VIEL MEHR KRAFT HABEN, ALS SIE DENKEN/GLAUBEN/MEINEN/FÜR REALISTISCH HALTEN.  

 

2 BITTE VERGESSEN SIE NICHT, DASS ANGST ANSTECKEND IST – im besten wie im schlechtesten Sinne. 

 

3 BITTE DENKEN SIE DARAN, SIE MÜSSEN NICHTS, SIE MÜSSEN GAR GAR GAR NICHTS – ausser irgendwann einmal sterben –, SIE HABEN FÜR ALLES SO VIEL ZEIT WIE SIE BRAUCHEN  

WIE SIE WOLLEN 

WIE EBEN NOTWENDIG IST. 

 

4 WIR HABEN ALLE DAS PRIVILEG IN EINEM MASSIV KRASS AUSGESTATTETEN KRIEGSPROFITSTAAT ZU LEBEN, ZUR SCHULE GEGANGEN ZU SEIN UND DARAUS FOLGT EINE BESTIMMTE PFLICHT, MINDESTENS JENE, DIES ZU REFLEKTIEREN 

AUF DEM SCHIRM ZU HABEN, DEM RADAR, DEM RASEN. 

 

5 UND: NACHTS SIEHT MAN DIE BLITZE AM BESTEN. 

 

6 "DER RASSISMUS UND DER FRAUENHASS SIND ZWEI VERWANDTE WEGE, ANDERE/S NICHT EXISTIEREN ZU LASSEN, AUSZULÖSCHEN, AUSZUSCHLIESSEN", schreibt Hélène Cixous.  

WIR MÜSSEN GEGEBENE DICHOTOMIEN historisch entwachsen umdeuten sie IN EINE STIMM- UND BILDVIELFALT FÜHREN. 

 

7 UND ICH WÜNSCHE IHNEN, DASS SIE IN DEN GEBÄUDEN IHRES LEBENS SO VIELE GEHEIME RÄUME ENTDECKEN WIE MÖGLICH 

AUS DENEN SIE GESTÄRKT UND SICHER HERAUSKOMMEN. 

 

8 ICH WÜNSCHE IHNEN, DASS SIE EINEN CHITINPANZER HABEN, WENN SIE IN BRAUCHEN. 

 

9 ICH WÜNSCHE IHNEN, DASS SIE SICH DER BESCHAFFENHEIT IHRES BETTS BEWUSST SIND. 

 

10 Im Kapitalismus ist Planungssicherheit ein Teil der Profitkalkulation: Ich wünsche ihnen wenig Profit und viel Planungsunsicherheit 

 

11 ICH WÜNSCHE IHNEN NEUGIER UND LIEBE 

NEUGIERIGE LIEBE 

ZU DEN DINGEN, 

DEN RÄUMEN 

DER ZEIT 

UND ALLEN SINNVOLLSINNLOSEN ABLATIVEN, DIE SICH BILDEN LIESSEN.  

 

AUF SIE UND IHRE ZUKUMPFT 

 

Maturaarbeiten 2021

Im Rahmen der Maturafeier wurden Schülerinnen und Schüler des Abschlussjahrgangs für das Verfassen von hervorragenden Maturaarbeiten ausgezeichnet. Verliehen wurden diese vom VEGL in vier Kategorien, sowie von der UNESCO-Gruppe in einer. Die Preisträgerinnen und der Preisträger sind:

Julie Fischer, 6i
Anna Zeller, 6b
Pepijn Cobben, 6i
Chiara Frech, 6d
Fiona Bosshard, 6d
Liste aller Maturaarbeiten 2021
Julie Fischer, 6i

Kreuzspinnereien: Eine dramaturgische Aufarbeitung des Be(ob)achtens.

Betreut von Urs Heiniger

Abstract

Eine Auseinandersetzung mit Dürrenmatts Novelle "Der Auftrag: Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter" durch die Adaption derselben zu einem Dramatext. Wie wandelbar ist ein Text; wie kann ich ihn auf seinen Stoff reduzieren und diesen dann weiterentwickeln, modernisieren, zuspitzen? Diesen Fragen gehe ich anhand einer Textanalyse sowie meiner persönlichen und künstlerischen Interpretation auf den Grund.

Laudatio der Jury

Julie Fischer machte es sich mit ihrer Maturaarbeit wirklich nicht einfach: Sie wagte sich an einen der komplexesten Texte von Friedrich Dürrenmatt, betitelt mit Der Auftrag (1986), den sie nicht nur analysierte, sondern den sie auch gekonnt in ein Theaterstück adaptiert hat. Ausgehend von der literaturwissenschaftlichen Frage, wie ein Text in andere Gattungen übersetzt werden kann, gelingt es ihr, die zentralen formalen und inhaltlichen Aspekte vom Auftrag beeindruckend herauszuarbeiten. Auf dieser Basis entstand dann mit viel Aufwand ein Theaterstück, das aufgeführt etwa 90 Minuten dauern würde. In diesem Stück kommt Julie Fischers grosse Begabung für das Theater zur Geltung: Mit Wortwitz und Scharfsinn schafft sie es, aus dem Auftrag etwas ganz Neues zu machen, ohne dabei die Essenz des Textes zu verlieren. Durch ihre methodische Sicherheit und ihr feines Gespür für die Sprache gelingt Julie Fischer ein rundum stimmiges Theaterstück, das als Kunstwerk für sich stehen kann. Kreuzspinnereien ist eine Maturaarbeit, die vom theoretischen Konzept bis zum fertigen Werk überzeugt, von der Analyse über die eigene Adaption bis zur Beleuchtung und den Kostümen. Herausfordernd, durchdacht, kreativ und sprachlich hervorragend – Kreuzspinnereien begeistert und beeindruckt.

Ann-Sophie Bosshard
VEGL-Jury

Anna Zeller, 6b

„Limmatplatz, Objekt 321729“ – Ein handgezeichneter Animationsfilm

Betreut von David Diehl

Abstract

Das Produkt meiner Maturaarbeit ist ein analog gezeichneter Animationsfilm. Er handelt von
einer Alltagssituation, da diese oftmals in Vergessenheit geraten. Aus der Sicht eines Selecta-
Automaten zeige ich die verschiedenen Passanten, die daran vorbeikommen, und wie sie
damit interagieren. Mit Skizzen, Testsequenzen sowie theoretischer Recherche habe ich meine
Entscheide gefällt und den Film realisiert.

Laudatio der Jury

Normalerweise ist bei der Bewertung einer Arbeit die Qualität an erster Stelle. Aber bei dieser Arbeit war es die Quantität. Maturaarbeiten haben einen Umfang von 20 Seiten, manchmal auch 50 oder gar 100 Seiten. Aber die Arbeit von Anna Zeller hat nicht 200 Seiten, auch nicht 500 Seiten, sondern, man staune: 1141 Seiten! Und zwar 1141 handgezeichnete A5-Seiten, die zusammen einen gut 3-minütigen Animationsfilm ergeben.

Der Inhalt des Animationsfilmes ist sehr originell. Anna Zeller hat sich der Herausforderung gestellt: Wie sieht der Alltag aus? Nicht von uns Menschen: Aufstehen, Kaffee, Energy-Drink, Handnachrichten, etc. Nein, wie sieht der Alltag aus eines Selecta-Verpflegungsautomaten am Limmatplatz in Zürich.

Im Film wird sichtbar, was ein Automat erlebt:

  • Am Morgen wird der Automat gefüttert. Man sieht, wie die Türe geöffnet wird und wie der Mitarbeiter die Produkte aus der Lagerkiste holt.
  • Dann wird die Türe wieder geschlossen und der Automat ist parat für den neuen Tag.
  • Die nächste Sequenz zeigt, wie ein Kunde hinschaut und sich orientiert, dann wieder weitergeht.
  • Am Schluss folgt eine uns bekannte Situation: Ein Kind will, dass die Mutter etwas kauft. Die Mutter sagt nein. Das Kind trotzt. Die Mutter sagt immer noch nein.
  • Aus lauter Enttäuschung über das Nein der Mutter lässt das Kind den Automaten seine Wut spüren und schlägt die Scheibe ein ...

Ja, diese Arbeit ist eine Riesen-Leistung. Herzliche Gratulation an Anna Zeller.

Stephan Lauterburg
VEGL-Jury

Pepijn Cobben, 6i

The Language for the Theory of Everything

Betreut von Melissa Dornheim

Abstract

The problem of reconciling the two pillars of modern physics, quantum mechanics and general
relativity, remains unsolved. Among their many differences are their completely different
mathematical bases, hindering cross-discipline interaction and creative insights to unify
different branches.
In this essay, a new, powerful Geometric Algebra is introduced that unifies the mathematical
foundations and gives new insights that may aid in the development of a final Theory of
Everything.

Laudatio der Jury

Der Titel der Maturaarbeit «The Language for the Theory of Everything» provoziert, er erscheint leicht überheblich. Damit bringt aber der Autor die Leser direkt zu seinem Thema, zum Nachdenken über die mathematische Sprache der Physik und darüber, ob diese historisch bedingt stark fragmentierte Sprache vereint werden könnte.

Er präsentiert zunächst den Formalismus der Geometrischen Algebra, der an sich seit dem 19. Jahrhundert bekannt, aber relativ wenig gebräuchlich ist. Die Leistung des Autors besteht vor allem darin, die Nützlichkeit der Geometrischen Algebra für das Verständnis weiter und sehr wichtiger Teile der Physik darzulegen, darunter Quantenmechanik, Elektromagnetismus und spezielle Relativitätstheorie. Die Arbeit ist sprachlich und graphisch, strukturell und inhaltlich sehr gut abgefasst. 

Gerne hätten wir der Präsentation beigewohnt, um die Kompetenz des Preisträgers auch live und interaktiv zu erleben, doch diesmal mussten wir uns mit dem gut gemachten Youtube-Video begnügen. Dennoch Herzliche Gratulation!


Die VEGL-Jury

Chiara Frech, 6d

I de Vergottini - il divenire di una famiglia

Betreut von Tiziana Carraro

Abstract

Questo lavoro si occupa della storia della famiglia de Vergottini e il suo ruolo in Istria.
Un'attenzione particolare è rivolta al Novecento e al suo impatto sulla vita di Niccolò de
Vergottini.

Laudatio der Jury

In ihrer Arbeit  „I de Vergottini“ arbeitet Frech die Geschichte ihres Zweiges der Anfang 19. Jahrhundert ins habsburgisch-italienische Patriziat Istriens aufgestiegenen Familie auf. Den Fokus richtet sie auf ihren in den Foibe-Massakern im Oktober 1943 ermordeten Urgrossvater: Che cosa rappresentava Nicolò de Vergottini e perché è dovuto morire? (Foibe bezeichnet die teilweise mehrere hundert Meter tiefen Karsttrichter, in die die Opfer bei lebendigem Leib geworfen wurden). Da über ihren Familienzweig keine substantiellen Publikationen vorlagen, basiert ihre Arbeit zu einem wesentlichen Teil auf ihren – sorgfältig transkribierten – Interviews mit hochbetagten Familienmitgliedern. 

Es handelt sich also um ein authentisches Stück Geschichtsschreibung, zu einem wesentlichen Teil gestützt auf „oral history“, um einen relevanten Mosaikstein zur Geschichte Istriens an einer der „Bruchkanten“ Europas, in sorgfältig redigiertem Italienisch verfasst.

Frech geht in ihrer Arbeit beachtenswert offen mit den schwierigen Aspekten der unausweichlichen faschistischen Verbindungen ihrer Familie unter Mussolini um, ebenso mit dem Konflikt zwischen der (herrschenden) italienischen Volksgruppe in Istrien einerseits und den Slowenen und Kroaten anderseits. 

Den Schwerpunkt bildet das (berührende) persönliche Schicksal der Familie. Zugleich gelingt Frech die Balance zwischen Familienge­schichte aus persönlicher Perspektive und Einbettung in die historisch-wissenschaftlichen Zusammenhänge.

Man hält einen wertvollen, mit Gewinn zu lesenden Beitrag zur Geschichtsschreibung dieser Region und Zeit in Händen. Persönlich hoffe ich, dass die Autorin darüber hinaus das weitere in ihrer Arbeit schlummernde Potential noch in irgendeiner Form umsetzen wird.

Michael Biro
VEGL-Jury

Fiona Bosshard, 6d

Im Vordergrund Mensch Sein

Betreut von David Diehl

Abstract

Mein Animationsfilm behandelt die Thematik der Gleichheit aller Menschen und ihren Rollen in
der Gesellschaft. Dabei befasse ich mich mit Diskriminierung, Stereotypen und Vorurteilen. Der
Film möchte die Notwendigkeit von Akzeptanz anderen gegenüber, ohne Gefühle von
Überlegenheit ansprechen.

Laudatio der Jury

Fiona bearbeitet in ihrem handgezeichneten Animationsfilm das wichtige Thema der
Selbstbestimmung und der Freiheit. Die Arbeit geht von der persönlichen
Betroffenheit und einer intensiven Auseinandersetzung mit verschiedenen
feministischen Strömungen aus. Im Zentrum der Erzählung steht die schwierige
Suche nach der eigenen Identität in einer Gesellschaft, welche Normen und Rollen
kennt.
Mehrstimmig, sorgfältig komponiert, macht der Film subtil darauf aufmerksam, wie
schmerzhaft „Anders sein“ erlebt werden kann. Hiermit werden bestehende Werte
und Zuordnungen kritisch hinterfragt.
Der Film endet mit dem direkten Aufruf nach einer offenen Gesellschaft und einem
toleranten Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Lebensentwürfen.

Wir gratulieren Fiona herzlich zu dieser hervorragenden Arbeit!

Kerstin Peter, Ariane Lüthi und Sabine Plüer
LG-UNESCO-Gruppe

Liste aller Maturaarbeiten 2021

Arias Diaz Claudia, 6d

Unsere Realität als dunkelhäutige Zürcher*innen – Eine Tonbildschau über Rassismus in Zürich

Ashiyanbi Rachael, 6i

What was the significance of the political and economic conditions in Sierra Leone, after gaining independence in 1961, that paved the way to the civil war in 1991-2002?

Bachmann Sara, 6c

Bilingual aufwachsen – ein Vorteil?

Bommer Rafael, 6d

Robert O. Paxtons „Anatomie des Faschismus“ – Die AfD als Anwendungsbeispiel

Bosshard Fiona, 6d

Im Vordergrund Mensch Sein

Brändli Alexandra, 6d

The Science and Ethics of Heritable Human Genome Engineering – A framework for a discussion about a controversial topic

Bredenkamp Nathalie, 6i

How do the protagonists of 1984 and The Handmaid`s tale deal with the totalitarian states they live in?

Bridge Kurt, 6a

„Lost“: Ein Lego Stop-Motion Kurzfilm

Brüschweiler Dalia, 6d

Schulische Situation von Kindern und Jugendlichen mit Oesophagusatresie im deutschsprachigen Raum

Brüssow Jakob, 6i

Exploring the Einstein field equations and black holes

Carpentieri Claudio, 6a

Entwurf einer permanenten Flüchtlingsunterkunft

Chowdhury Tamim, 6d

Medienproblematik in den USA

Cobben Pepijn, 6i

The Language for the Theory of Everything

Dahlberg Carl, 6i

In defence of Cuba? To what extent was the Soviet Union’s decision to deploy missiles to Cuba informed by its wish to defend the island from the USA?

Decking Maxime, 6c

Der Wandel zum Elektrofahrzeug: Die Herausforderung unserer Mobilität

Dickmann Marie, 6d

Auf dem Weg in ein neues Leben – Die Integration eritreischer Geflüchteter in der Schweiz

Dörig Vincent, 6i

The Effects of Hydrogen Peroxide on Plant Germination, Plant Height and Dry Weight

Dschen Joanna, 6i

`It is easy to be dead.` The portrayal of death in two WW1 sonnets.

Falch Alina, 6b

«Das wahre Wesen der Dinge» – eine philosophische Auseinandersetzung mit Friedrich Nietzsches Essay Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne

Fischer Julie, 6i

Kreuzspinnereien: Eine dramaturgische Aufarbeitung des Be(ob)achtens.

Frank Olivia, 6d

Nationalparks im Süden Afrikas

Frech Chiara, 6b

I de Vergottini - il divenire di una famiglia

Frey Lilith, 6c

Lilith – Die Urfrau bekommt ein neues Gesicht

Giger Raya, 6i

Towards equality: The depiction of women in political cartoons

Greis Jamison, 6i

summum bonum - is Cicero`s ideal of virtue still a meaningful concept for modern young men? / `Summum Bonum and resiliance - How relevant today still is stoic philosophy as depicted in Cic Tusc 5 in light of contemporary research in psychology, especiall

Grünenfelder Samira, 6b

Kresse als Indikator für Schwermetalle in Böden von Schrebergärten

Guido Alexander, 6i

The effect of elevated CO2 concentration on the growth rate of Nannochlorpsis phytoplankton in a controlled sea water experiment

Hauri Carina, 6a

#stayhome

Hohl Tobias, 6d

Kaffee im Wandel der Zeit zwischen Tradition und Lifestyle

Huber Emily, 6i

To what extent did Thatcher`s implementation of neoliberal policies in Britain from 1979-1990 achieve the aims of neoliberalism?

Hurst Wendel, 6d

Crime Noir

Ihle Anouck, 6a

Reise zwischen den Zeilen – Porträts von zwei Frauen, deren Welt sich um Wörter und Sprache dreht

Kammerer Mira, 6b

Leben und Altern - Porträts

Kaur Ravinder, 6a

Entwicklung der Frauenhäuser

Keel Eva, 6i

The effect of French fluency on the Stroop test

Kellenberger Ashley, 6b

`Better Half? `

Klute Mika, 6a

Das Hörbuch: Untersuchung eines facettenreichen Mediums

Kofler Célia, 6a

Allzeit bereit: Autismus-Spektrum in der regulären Pfadi

Koneswaran Agissan, 6a

Der Powernap und seine ideale Dauer

Koradi Djamila, 6c

Integration tschechischer Flüchtlinge in die Schweiz

Krebs Cristina, 6b

Una terrra nuova – Die italienische Immigration in die Schweiz

Kühn Paul, 6c

Unerwartet gut - Verschiedene Wege zur Outperformance in Krisenzeiten

Kunz Matilda, 6c

Whistleblowing - Reden ist Silber – ist Schweigen Gold?

Labelle Ambroise, 6i

Utilisation du langage et d’autres techniques de persuasion par Emmanuel Macron et Alain Berset pour annoncer un (semi) confinement

Lakehal Malik, 6d

Mutualismo – Symbiosen der Musik

Landis Arja, 6c

Finnland - Schweiz – zwei Bildungssysteme - ein Vergleich

Lieberherr Justine, 6c

Der Einfluss von Ablenkungen auf die Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung

Maisano Alessandro, 6d

Drei Städte und ein Virus

Mandl Felix, 6b

Produktion eines Kurzfilms

Märkl Valentina, 6c

Covid-19 – Auswirkungen einer Pandemie auf eine globalisierte Gesellschaft am Beispiel USA und Schweden

Melissen Marius, 6c

Markenidentität und Werbung bei nachhaltigen Modeunternehmen: Ein Vergleich

Merz Olivia, 6i

A Voice to sing with – Protesting the Vietnam War through music

Moser Gianna, 6b

Eine unsichtbare Macht – ein Blick in die Depression

Müller Delia, 6d

Kaleidoskop der Identität – Identitätsveränderungen am Beispiel des Buches «Americanah» von Chimamanda Ngozi Adichie

Müller Simon, 6b

Rückzug in die Natur und Annäherung an mich selbst

Mundt Janek, 6b

Von der Improvisation zum fertigen Song: Eine Exploration des Erwachsenwerdens

Neary Lelah, 6i

Bride`s Body in Toni Morrison`s God Help the Child

Neff Dimitri, 6a

der Kontrabass; Erläuterung eines Instruments als musikalische Umsetzung dessen einzigen Auftritts in der Weltliteratur

Nguy Carel, 6a

Kamerun – Die wirtschaftliche Entfesselung des Löwen

Niederée Maik, 6c

Flow – Mehr Freude an Leben und Leistung

Nogara Stella, 6b

Die Anwendung von CRISPR und der konventionellen Zucht bei Nutztieren

Peng Judy, 6i

Where are you from; I mean originally?

Perot Aurelio, 6c

Ich als Velopilger – Ein Reisebericht, eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, den sozialen und wirtschaftlichen Aspekten des schweizerischen Jakobsweges.

Perot Leonardo, 6c

Food Guide Rämibühl

Peyer Corsin, 6d

Erfolgsrezept für Instagram

Quinn Jonathan, 6i

Investigating the effects of music tempo on working memory

Rhomberg Emma, 6c

Der Einfluss von Covid-19 auf internationale Beziehungen und den internationalen Handel

Ricklin Joy, 6b

Klischees und Realität – Eine Pole dance Choreographie

Rigling Linus, 6d

155 Tage in British Columbia – Ein ganz anderes Leben

Schleiffer Sylvie, 6d

Endlich frei – Flucht aus Ungarn und Neuanfang in Brüssel

Schmid Lenny, 6c

Rassismus; Manipulation durch sozialkritische Propagandaplakate

Schubarth Lea, 6i

Depiction of depression in Mac Miller`s `Circles`

Schulze Henrik, 6c

Wie hat und wird die DNA Sequenzierung, die Diagnose und Behandlung von Krebs verändern?

Seeger Lilly-Ann, 6b

Einstellungen zur Organspende bei 16 - 18 Jährigen in der Schweiz im Vergleich zum Iran

Shepherd Hanna, 6a

Geschichtsschreibung versus persönliche Erlebnisse – Wie war die Primarschule in Deutschland und England zur Nachkriegszeit?

Spormann Laura, 6d

Bewirkt eine Nahrungszufuhr vor dem Training eine Leistungssteigerung? Ein Selbstversuch

Stähelin Mischa, 6b

Kinderhochleistungssport – Chance oder Gefahr?

Stein Jan, 6b

Was machte den Catenaccio in den 1960er Jahren so stark? Und wie lebt er heute noch im FC Zürich weiter?

Stettler Thies, 6i

Does Marcus Tullius Cicero’s opinion about provincial extortion change in the course of his career as a politician?

Stucki Fabienne, 6c

Adila, ein illustriertes Kinderbuch

Suter Nicolas, 6d

Ein Paar Ski selber bauen – Macht das Sinn?

Sutter Noa, 6d

Alles fährt Ski

Szalay Elisa, 6a

Eine Novelle schreiben

Timonina Olesya, 6i

Cosmic horror in Ray Bradbury`s `Something Wicked This Way Comes`

Tinguely Loana, 6d

Bedrohte Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz – Eine visuelle Spurensuche...

Tomizioli Matthieu, 6c

Golf in der Schweiz – kann der Sport noch mehr Schweizer begeistern?

Trojan Anna-Louisa, 6b

Digitalisierung in der Medizin: Der Einfluss von eHealth auf die Arzt-Patienten-Kommunikation

Valisa Orlando, 6a

Bitcoin in Afrika: Die Währungsrevolution des 21. Jahrhunderts

Weippert Luise, 6b

Die perfekte Handtasche

Welter Louine, 6b

„Life in Balance“

Wicki Joëlle, 6a

Yoga als Therapieform? Yoga als Therapieform! Linderung von Nacken-/Rückenverspannungen durch konsequentes Praktizieren spezifischer Yoga-Abläufe

Winter Laura, 6i

Frauen Landschaften

Zeller Anna, 6b

„Limmatplatz, Objekt 321729“ – Ein handgezeichneter Animationsfilm

Zimmermann Faye, 6b

The Cape St. Claire double homicide: A podcast